Das besondere Gespräch am Abend I.IV.
Ethik und Ökonomie in der Medizin: Rationierung als Folge von Fehlern im Beschaffungsmanagement?
Rationierung im Medizinbetrieb, also das Vorenthalten einer für den Patienten fallangemessenen Therapie aus Kostengründen, ist eine Folge der Ökono-misierung des Medizinbetriebs. Das Beschaffungsmanagement agiert an der Schnittstelle von Ökonomie und Medizin und steht im Entscheidungsspagat zwischen bezahlbarer Qualität und Inkaufnahme von Patientenrisiken sowie negativen Wirkungen auf das Patienten-Befinden infolge des Einsatzes preisgünstiger Medizinprodukte mit limitierter Funktionalität.
Die Ergebnisse der aktuellen CKM/Wegweiser-Studie „Beschaffungsmonitor 2023“ zeigen, dass Budgetrestriktionen und Preisdruck das Entscheidungsverhalten von Einkäufern bei der Produktauswahl sowie Hersteller bei der Entscheidung über ein marktgängiges Produktangebot stark beeinflussen. Begrenztes Produktangebot auf Herstellerseite und limitierte Finanzmittel in den Krankenhäusern begünstigen Beschaffungsentscheidungen, die im Medizinbetrieb Rationierungseffekte bewirken.
Zusätzlich zu dem Kostendruck wirken sich die Forderungen nach einem „grünen“ Beschaffungsmanagement auf das Entscheidungsverhalten aus.
Vor diesem Hintergrund steht in diesem Forum zur Diskussion, wie Ethik und Ökonomie im Medizinbetrieb zusammenwirken und welche besondere Rolle das Beschaffungsmanagement spielen kann oder sollte. An konkreten Beispielen wird demonstriert, wie betriebswirtschaftlich motivierte Einkaufsentscheidungen Rationierungseffekte im Medizinbetrieb auslösen können. Vor diesem Hintergrund wird besprochen, wie der Management-Ansatz des „Wertorien-tierten Beschaffungsmanagements“ dazu beitragen kann, die qualitäts- und patientenbezogenen Anforderungen der Medizin mit den Grenzen ökonomischer Möglichkeiten zu harmonisieren. Auch geht es darum, die Handlungsbereiche und Kriterien eines ethisch orientierten Beschaffungsmanagements zu definieren, dies auch unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsaspekts.